07.04.2015

Aus der Geschichte

unseres Vereins


Hofrat Klamroth

Ursprünglich war die Zinnfigur ein Kinderspielzeug, aber schon vor über 100 Jahren trafen sich in Leipzig honorige Herren, die damit mehr verbanden. Bereits 1914 gestalteten sie auf der BUGRA-Messe die erste öffentliche Zinnfiguren-Ausstellung.

In den zwanziger Jahren fanden sich in unserer Stadt einige ganz gegensätzliche Persönlichkeiten wie der Kunstmaler Hofrat A.Klamroth, der hervorragende Porträtmaler Otto Glaser, der Graveur Johannes Frauendorf, der fanatische Nationalist J.Ritter und der größte Privatherausgeber O.Gottstein zusammen, die eine Weile gemeinsam zum Motor der Sammlerbewegung wurden. 1925 wurde in Leipzig der Sammlerbund KLIO gegründet, der 1930 mit der ersten großen internationalen Ausstellung 50.000 Leipziger begeistert.


Leipziger Sammler im Jahr 1930

Otto Gottstein

 

Die folgenden Jahre waren der Entwicklung wenig förderlich. Der jüdische Leipziger Herausgeber O.Gottstein musste 1932 emigrieren, die Sammlerbewegung war in 2 sich befehdende Gruppen zerbrochen und Zinnfiguren, die aus dem Ausland stammten oder wie das Haremsbad nicht dem herrschenden Geschichtsverständnis entsprachen, wurden angefeindet. Zinn und Papier wurden zur Kriegsvorbereitung rationiert.

Mit Kriegsbeginn kamen zuerst Einberufungen, später Todesmeldungen und schließlich die Zerstörungen des Luftkrieges oder die Vertreibung aus der Heimat, so dass 1945 auch die Sammlerbewegung am Boden lag.

 

 

 

 

Nach 1945 wurde die Zinnfigur zunächst in Ost und West unsinnigerweise als "Kriegsspielzeug" verteufelt, bis sie in den 50-er Jahren wieder den Weg in die Museen fand. In Leipzig wurde bereits 1952 das im Krieg zerstörte große Diorama der Völkerschlacht wieder aufgebaut. Dieses Werk wurde in den Jahren 2001-2004 von Mitgliedern unseres Vereins auf Grund baulicher Schäden völlig neu erstellt und ist heute wieder zu besichtigen.

Durch die Teilung Deutschlands wurden auch die Verbindungen der Sammlern gestört. In der Bundesrepublik wurde die KLIO neu gegründet, in der DDR fanden die Sammler ein Dach im Kulturbund. Der Bezug von Figuren in beiden Richtungen war nur über einem bürokratischen Tauschverkehr möglich.

Trotzdem entstanden beeindruckende Leistungen. Der in der DDR verliehene "Zinnmeister" wurde zum Ausdruck perfekter Qualität. Öffentlicher Höhepunkt war eine zentrale Ausstellung 1976 in Weimar, die eine ganze Stadt prägte.


Herbert Bunzel

 

In Leipzig baute Herbert Bunzel mit einigen Freunden in dem verwahrlosten Gebäude des Torhauses Dölitz von 1958 an eine ständige Zinnfiguren-Ausstellung auf, die bis heute Besucher begeistert. Hier war auch die Wirkungsstätte von Karl Stemmler, der zum Begründer des modernen Dioramenbaus wurde. In den 60-er Jahren entstand dann eine rege Jugendarbeit, die die Traditionen der Leipziger Mal- und Dioramenbauschule bis in die Gegenwart weiter gegeben hat. Von ihren Leistungen können Sie sich im Torhaus Dölitz überzeugen.